Ausgrabungen auf dem Walpurgiskloster bei Arnstadt
urch Sondagen 1976 bzw. zwischen 1988 und 1991 konnte der Standort des 1196 erstmals erwähnten, auf dem Sporn des Walpurgisberges etwa 2 km südöstlich von Arnstadt gelegenen Benediktiner- Jungfrauenklosters (Eigenkloster der Reichsabtei Hersfeld, die in jener Zeit Stadtherr von Arnstadt war) gleichen Namens eindeutig nachgewiesen werden. Während man das Kloster 1309 nach Arnstadt verlegte, diente die Klosterkirche auf dem Berg bis zur Einführung der Reformation im Schwarzburgischen noch Prozessionszwecken.
Im Verlauf
der im August 1991 begonnenen Flächengrabung im Nordteil der ca.
5000 Quadratmeter umfassenden Klosteranlage, dem vermuteten
sakralen Bereich, fanden sich die Reste dreier ehemaliger Gebäude. Gebäude 1
erstreckte sich Nord- Süd und bildete den Westabschluß der
Klosteranlage am Steilabhang zum Geratal.
Östlich anschließend und mit diesem Bau durch ein 1, 20 m starkes, stumpfwinklig nach Nordost
verlaufendes Fundament verbunden, lag Gebäude 2, ein
bemerkenswerter Rundbau mit einem Innendurchmesser von 8, 50 m.
In seinem Zentrum befindet sich eine Brunnenröhre von ca. 1, 0 m
Durchmesser. Sie ist etwa 12,0 m tief. Die Sohle ist mit einer
Tonschicht abgedichtet, um ein Wegsickern der einlaufenden
Wässer zu verhindern. Es handelt sich bei diesem Rundbau um eine
der im mitteldeutschen Raum bislang kaum bekannten
Filterzisternen. Häufiger kommen sie in Süddeutschland vor und sind
auch bekannt von Höhenburgen in der Schweiz. Weitere
Nachforschungen, insbesondere hinsichtlich vergleichbarer
Objekte, sorgen sicher auch zukünftig für die eine oder andere
spannende Entdeckung.
Gebäude 3, die Klosterkirche, beginnt mit seinem westlichen
Abschluß nur 3, 0 m östlich des Rundbaues, ohne daß eine
Verbindung zwischen beiden, ähnlich wie bei Gebäude 1 und 2 zu
erkennen war.
Der Kirchenbau, eine romanische Saalkirche mit Querhaus, einem,
einer Krypte ähnlichen Raum, verlängertem Chor und drei Apsiden
erstreckt sich in fast westöstlicher Richtung über eine Länge
von 33, 0 m. Im Langhaus bzw. im Querschiffbereich sind die Reste
eines Vorgängerbaues, eine kleine Saalkirche mit Apsis, erhalten
geblieben. Das in diesem Bereich aufgefundene Keramikmaterial
datiert in die letzte Phase des 10. Jh., liegt also gut
zweihundert Jahre vor der urkundlichen Ersterwähnung.
Zwischen der
Langhaus- Südmauer, die nur als Fundamentgraben
erkennbar war, und dem Nord- Süd verlaufenden, östlich
gelegenen Fundament von Gebäude 1 im vermuteten
Kreuzgang bzw. Kreuzhof, fanden sich bislang acht
Gräber, z. T. mit Steinumfassungen. Einige waren alt
gestört. Fünf weitere Gräber lagen im Bereich der
Klosterkirche, weshalb es sich um einst sicher
herausragende Personen innerhalb der Klosterhierarchie
gehandelt haben dürfte. Konkrete anthropologische Untersuchungen an den aufgefundenden Skeletten stehen noch aus. |
Peter
Unger (Archivar)
Kontakt: Peter
Unger
WEB: www.wapuklo.de
_________________________________
Fotos: Tuckerland
Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 36 der
Diese Web-Page entstand in Zusammenarbeit mit Tuckerland
Adventures