Das "Hohe Kreuz" bei Stadtilm

ines der bemerkenwertesten Steinkreuze im Ilmkreis ist das aus Sandstein gefertigte "Hohe Kreuz" bei Stadtilm. Im Jahre 1480 als "Hochkrüz" bezeichnet (1), wurde es Namen gebend für einen kleinen, heute zu Stadtilm gehörenden Ortsteil.
Das Kreuz steht ca. 500 m südöstlich von diesem an der Landstraße Arnstadt- Marlishausen- Stadtilm. Hier verlief in unmittelbarer Nähe die Landesgrenze zwischen den ehemaligen Grafschaften Schwarzburg- Rudolstadt und Schwarzburg- Sondershausen (2).

Trotz seines exponierten Standortes dürfte es sich auch beim "Hohen Kreuz" primär um ein mittelalterliches Sühnekreuz und nicht um ein "Grenzkreuz" handeln, auch wenn, wie bei den meisten anderen Steinkreuzen auch, ein konkreter Beleg hierfür nicht überliefert ist.
Es ist die ungewöhnliche Höhe des Steines, 3, 45 Meter (!), und die klassisch gestaltete Kleeblattform des Kopfes auf dem schlanken Schaft mit abgefasten Kanten, die das Herz des Steinkreuzfreundes höher schlagen läßt. Vergleichbares, das prächtige Steiger- Kreuz am Hubertus nahe Erfurt ausgenommen, findet sich in Thüringen nicht noch einmal!
An der nach Stadtilm weisenden Südostseite des Kopfes findet sich eine plastisch herausgearbeitete, horizontal liegende zweizinkige Gabel. "Eingeritzt auf dem Querbalken, mit weiten Abständen zwischen den Ziffern: ´1552´." (3) Die Gabel war Wappenzeichen der Schwarzburger Grafen und im Jahre 1552 starb Graf Günther XL., auch "der Reiche" oder "mit dem fetten Maule" (4) genannt. Das "Hohe Kreuz" errichtete man 1552 oder kurz danach (5), ganz sicher aber anstelle eines Vorgänger- Kreuzes, worauf die Nennung von 1480 hindeutet.

Wie bei manch anderem Steinkreuz, so rankt sich auch um das "Hohe Kreuz" eine wilde, romantische Sage, die den Sühnegedanken als ursprünglichen Sinn des Aufstellens von Steinkreuzen in mittelalterlicher Zeit zum Inhalt hat:" Vor langer Zeit wurde die Frau eines Grafen von Gleichen unter dem Vorwand, ihm den Weg nach Erfurt zu zeigen, von einem Abt des Klosters Paulinzella entführt. Der Burgwächter bemerkte den Vorfall und blies Alarm. Der heimkehrende Graf verfolgte den Entführer. Vor Stadtilm kam es zum Kampfe, wobei der Abt unterlag und die Tat mit seinem Leben bezahlen mußte. Mönche des Klosters Paulinzella holten den Toten und hielten Seelenmessen. An der Stelle, wo der Totschlag geschah, wurde ein großes steinernes Kreuz aufgerichtet." (6)

Peter Unger (Archivar)
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Anmerkungen:
(1) Apfelstedt, F.: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen. 2. Heft. Sondershausen 1887, S. 70.
(2) Störzner, F.: Steinkreuze in Thüringen/Katalog Bezirk Erfurt (Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte 10). Weimar 1984, S. 23.
(3) a.a.O., S. 24.
(4) Meiland, E.: Steinkreuze im Kreise Arnstadt. In: Beiträge zur Heimatkunde 1. Arnstadt 1960, S. 70.
(5) Störzner, F., a.a.O., S. 24.
(6) Unger, P.: Sagen und Überlieferungen zu Steinkreuzen im Kreis Arnstadt. In: Urgeschichte und Heimatforschung 19. Weimar 1982, S. 52.
Foto: Tuckerland

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 32 der
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