Bratwurst in Arnstadt erstmals 1404 erwähnt
Arnstädter Bratwurst- Chronik Juli 2000
m Donnerstag, dem 13. Juli, machte ich eine Entdeckung, deren Tragweite ich anfangs nicht abschätzen konnte, die jedoch für die Geschichte der Thüringer Rostbratwurst von Bedeutung sein sollte. Ich versuche hier erstmals, die Ereignisse an den Tagen bis zum 19. Juli niederzuschreiben, die für bisher nicht gekannten Trubel in meinem Leben gesorgt hatten.

Donnerstag, 13. Juli: Vormittags beim Studium der Propstei- Rechnung des Arnstädter Jungfrauenklosters aus dem Jahre 1404 (einer Kopie der Abschrift) auf der Suche nach Angaben zu Sachverhalten, die Neideck und das Arnstädter Bier betreffend, stoße ich zufällig auf eine Erwähnung, die ich mittlerweile im Schlaf hersagen kann: "1 gr(oschen) vor darme czu brotwurstin/". Mitteilung an die Lokalredaktion der Thüringer Allgemeine (TA). Notiz über den Fund an genannte Zeitung im Geiste vorbereitet.
Freitag, 14. Juli:
Nachdem der Donnerstagabend der Formulierung der Bratwurst-Mitteilung für die Presse geopfert worden war, gebe ich selbige heute vormittag an die Arnstädter Lokalredaktion der TA. Die Konsequenzen habe ich nicht erahnen können ...
Sonnabend, 15. Juli: Die TA informiert auf ihrer Titelseite über "600 Jahre Bratwurst" und bringt auf ihrer Magazinseite unter der Überschrift "Geschichtsträchtiges Grillgut" die Bratwurst- Entdeckung als großartigen Aufmacher. Der Arnstädter Archivar Peter Unger entdeckte... usw. MDR 1- Radio Thüringen- Ulrike Greim- meldet sich gegen 14 Uhr. Das "Bratwurst- Gespräch" dann um 17.20 Uhr im genannten Sender.
Ein kleiner "Zwischenfall" sei vermerkt. Während des Interviews nenne ich statt "Groschen" "Pfennige" für die Bratwurstdärme. Peinlich, peinlich, Herr Archivar. Frau Greim kann noch korrigieren; ich muß die Passage nochmals sprechen und bin sehr aufgeregt. Als "es" dann über den Äther kommt, ist alles in Ordnung und mir bleibt eine Blamage erspart. Ingo Glase von der Magazin- Redaktion der TA ruft nach 16 Uhr an und vermeldet, daß die "Bratwurst- Story" via Internet um den Erdball ging.
Chefredakteur Lochthofen hatte bereits frühmorgens die Meldung an die dpa gegeben, worüber alle Nachrichtenagenturen der Welt von der Thüringer "Bratwurst- Neuigkeit" erfahren konnten. Irgendwie hat es mich berührt- auf ganz eigenartige Art und Weise ...
Sonntag, 16. Juli: Es bleibt ruhig, abgesehen von einigen privaten Telefongesprächen. Nachmittags bittet eine Dame vom Südwestrundfunk Baden- Baden um ein Gespräch, das ich ihrem Kollegen Christian Thees morgen früh 8 Uhr geben soll.
Montag, 17. Juli: 8 Uhr Gespräch mit Herrn Thees vom Südwestrundfunk Baden- Baden (Sendung gegen Mittag). Kurz darauf Gespräch mit Landeswelle Thüringen. Mit Ingo Glase ist ein Termin im Staatsarchiv Rudolstadt mit Andrea Esche vereinbart worden. Natürlich will die Presse eine Kopie der originalen Erwähnung veröffentlichen. Mit Herrn Glase und dem Fotografen Peter Riecke vormittags im Auto nach Rudolstadt. Großes Hallo im Staatsarchiv auf der Heidecksburg- man hatte am Sonnabend Radio gehört... Wir machen die Aufnahmen und zurück geht es nach Arnstadt. 12. 20 Uhr zurück, meldet sich das Thüringen- Journal des MDR. Nochmals nach Rudolstadt ins Staatsarchiv, obwohl ich keine Lust mehr habe. "Das können Sie den Thüringern nicht antun", meint der Reporter. Fast eine Stunde Aufnahmen im Staatsarchiv. Es strengt an, ist aber trotzdem spannend. Und meine Rolle scheine ich ganz gut gespielt zu haben- meinen die Fernsehleute. 18. 30 Uhr wieder in Arnstadt.
Dienstag, 18. Juli: "Die älteste Bratwurstrechnung der Welt!" titelt die TA auf ihrer Magazinseite. Da steht es nun schwarz auf weiß in der Zeitung und kommt mittags 12 Uhr in der ARD- Tagesschau. Im Thüringen- Journal 19 Uhr ist der Fund der Bratwurst- Erwähnung von 1404 Top- Meldung des Tages und sogar in den MDR- Nachrichten um 19. 30 Uhr steht die Bratwurst an erster Stelle.
Mittwoch, 19. Juli: So schnell kann bekannt werden, über Presse und Fernsehen. Viele Bekannte gratulieren zum Bratwurst- Fund. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl... Die "Super- Illu" ruft an wegen eines Fotos von mir. Im kurzen Gespräch geht es auch um die Erwähnung von 1404, wobei ich auf das damals eher selten als Beschreibstoff verwendete Papier hinweise. Wachstafeln, deren Inhalt geglättet werden konnte, wenn er seine Bedeutung verloren hatte, waren damals häufig in Gebrauch, wodurch der Wert der Rechnung von 1404 natürlich noch steigt. Spät nachmittags berichtet auch das ARD- Boulevard- Magazin "Brisant" über den Bratwurst-Fund.

Soweit die wichtigsten "Bratwurst"- Daten aus der Sicht des "Entdeckers". Erwähnt sei zum Schluß, daß ja die Nürnberger bis dato glaubten, die Deutschland weit am frühesten erwähnten Bratwürste ihr eigen zu nennen. Das ist seit dem 13. Juli 2000 nicht mehr so... Wohl auch aus diesem Grund veranstalten sie demnächst ein "Bratwurst-Festival". Ob da wohl auch die Arnstädter mit einem Bratwurststand willkommen wären???

Peter Unger (Archivar)
Kontakt:  Peter Unger
WEB: www.wapuklo.de
_________________________________
Foto: Tuckerland

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 38 der
Klicke hier, wenn Du mehr über die TuckerLandZeitung erfahren möchtest!
Diese Web-Page entstand in Zusammenarbeit mit Tuckerland Adventures

(Zurück zur WEB-Site Peter Unger Arnstadt)