Zur
Geschichte des Gärtnerhauses im Arnstädter Schloßgarten
m südlichen
Rand des Arnstädter Schloßgartens befindet sich das sogenannte
Gärtnerhaus. Es "(...) besteht heute aus drei Gebäuden,
welche eine nach Norden hin offene Dreiflügelanlage um einen
kleinen Hof bilden." 1 Entstanden war es im Zusammenhang mit der
Anlage des zum Schloß Neideck (erbaut zwischen 1554 und ca.
1565; vergleiche TLZ Nr. 32) gehörenden Renaissancegartens und
dürfte in seinen ältesten Teilen "(...) aus dem 3. Viertel
des 16. Jahrhunderts (...)" stammen 2 . Dabei handelt es sich um den Südostteil
des Ostflügels. Im hier befindlichen hohen und geräumigen
Keller fallen der profilierte Unterzug und der achteckige
Mittelständer auf. Im darüber gelegenen, großen Raum sind es
die Deckenbalken mit Wulstprofil und die Kammzüge auf der
Ausfachung. Nach dem Inventar des Schlosses Neideck von 1583, in
dem auch die Gebäude im Schloßgarten mit aufgeführt sind,
bestand "(...) Adrian des Gerttners hause./" wohl nur
aus einem großen Raum und dem darunter gelegenen
"Bommerantzennkeller" 3 .
Für den Zeitraum von April bis September 1665 sind Ausgaben für
umfangreiche Bauarbeiten "Uf das alte Saamen und gartten
Hauß" nachweisbar 4 . An das alte Samenhaus, welches vielleicht
mit oben genannten "Adrian des Gerttners hause"
identisch gewesen sein könnte, vorausgesetzt, daß sich seine
Funktion im Verlauf von über 80 Jahren verändert hatte, baute
man ein insgesamt etwa 12 Meter langes und ca. 5 Meter breites,
einstöckiges Fachwerkgebäude an. Nach der Höhe der Ausgaben zu
urteilen, muß es sich um einen Neubau gehandelt haben. Doch
zahlte man nicht allein für "(...) das neue haußlein
(...)" 5, sondern ließ gleichzeitig das
alte Samenhaus reparieren. Für die Holzarbeiten (Fachwerk)
zeichneten die Zimmerleute verantwortlich. Die Gefache waren mit
Zünsel 6, das man mit Lehm verschmierte,
ausgefüllt, die Fußböden mit Estrich, aber auch mit
"blattensteinen", also Steinplatten, versehen. Die
Ziegeldecker Hanß Georg Höne und Georg Steger hatten die
Dächer am "(...) newe(n= neuen) ahngebewede (übertragen:
das angebaute Gebäude) am sahmen hauße (...) mit Ziegeln
behänget, die Förste (Firste) mit Kalck, wie auch die Kählen
(wohl die für Arnstadt typischen Hohlkehlen im Bereich der
Dachtraufe) mit Kalck bestrichen (...)" 7 Im Zuge dieser Bauarbeiten könnte eine
Erweiterung des Ostflügels nach Norden und Westen hin erfolgt
sein 8 .
Vermutlich im 18.
Jh. entstand der als Stall genutzte Westflügel 9 . Noch 1877 befand sich im
Ostteil des Südflügels das Gewächshaus mit fünf
Fenstern in der Süd- und zwei Fenstern in der Nordwand 10 . Als Schloßgärtnerwohnung diente das Gärtnerhaus bis in die neuere Zeit. Allerdings wohnte der bekannte Arnstädter Landschaftsgärtner Robert Pietruska, der sich um die Gestaltung des Schloßgartens große Verdienste erworben hatte, nicht darin. Bis in die Gegenwart hinein befanden sich im Gebäude Wohn- und Verwaltungsräume. Nach 1990 sollte das Gärtnerhaus dann neuen Zwecken dienen. Doch durch ein Schadenfeuer am 26. Sept. 1994 wurde der Ostflügel in Mitleidenschaft gezogen 11. |
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Ab 1995 erfolgten zunächst durch das Arnstädter Bildungswerk umfangreiche Sanierungsarbeiten. Seit 1999 läßt die Stadt Arnstadt das Gärtnerhaus im Schloßgarten unter Einsatz von Zuwendungen aus dem Bund- Länder- Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" sanieren 12. Nach seiner Fertigstellung im Frühjahr 2001 wird es Bestandteil der künftigen "Arnstädter Museumsmeile" sein und vom "Verein Schloßruine Neideck zu Arnstadt e. V." für Ausstellungszwecke genutzt. |
Peter
Unger (Archivar)
Kontakt: Peter
Unger
WEB: www.wapuklo.de
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1 Donhof, M.: Schloßgarten Arnstadt Gärtnerhaus.
Dokumentation der Bauuntersuchungen Bauarchivalien. Arnstadt
1995, Bl. 1 (im folgenden: Donhof, Gärtnerhaus, Bl. ...).
2 Ebenda.
3 Inuentarium Weiland des Wohlgeborn=/ nen vnd Edelen
Herrn, Herrn Gunthers (...) Gra=/ uen zu Schwartzburgk (...)
gelassen=/ schafft/ Zue Arnnstadtt (1583). In: Alt- Arnstadt. 4.
H. Arnstadt 1912, S.54.
4 Thür. Staatsarchiv Rudolstadt, Rechnungsbestand,
Amtsrechnung Arnstadt- Käfernburg Michaelis 1664- Michaelis 1665
(im folgenden: STAR, a.a.O.)
5 Ebenda.
6 Ruten für Flechtwerk in den Gefachen.
7 STAR, a.a.O.
8 Donhof, Gärtnerhaus, Bl. 3.
9 A.a.O., Bl. 5.
10 A.a.O., Bl. 6.
11 Unger, P.: Verein Schloßruine Neideck zu Arnstadt
e. V.- Eine Bilanz des Wirkens für Arnstadt 1992- 1999. Arnstadt
1999, S. 43.
12 Thüringer Allgemeine, Arnstädter Allgemeine, 7.
Nov. 2000, S. AR 1.
Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 42 der
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