10. Walpurgisfest
o findet es statt? Natürlich auf dem Wapuklo? Wie bitte, kennt ihr nicht? Bildungslücke, echt! Gerade der geneigte Leser der TLZ müßte eingeweiht sein, oder? Da will ich euch mal nicht weiter auf die Folter spannen und ganz locker über ein Ereignis, ein zwar kleines, aber sehr feines, resümieren, das am 1. Mai 2001 im Wald in Thüringen nahe Arnstadts zum 10. Mal stattfinden wird. Auf dem Wapuklo, dem Walpurgiskloster, einer mittlerweile Thüringen weit bekannten, zwischen 1991 und 1995 teilweise ausgegrabenen Klosteranlage.
Schon der Name Walpurgis erinnert an Hexen und Blocksberg, doch ob es hier auf der einsamen Bergeshöhe eine vorchristliche Kultstätte gab, ist nicht erwiesen. Im Zusammenhang mit der Erwähnung von Walpurgis kennt die Legende die Walpurgisnacht; klassisch gebunden an den Blocksberg (Brocken) im Harz. Und wer denkt da nicht auch an die Walpurgisnacht in Goethes Faust? Jedenfalls sind der Tag der Heiligsprechung der (christlichen) Walpurgis und die davor liegende (heidnische) Walpurgisnacht symbolisch verbunden. Nicht ohne Grund verehrte man Walpurgis auch als Beschützerin vor Zauberkünsten. In der Walpurgisnacht durften sich Hexen und Geister noch einmal tummeln, bevor sie vor Anbruch des neuen Tages zurückweichen mußten (I). Das Bild von Walpurgisnacht und Walpurgistag widerspiegelte das "(...) Erscheinen der gottgeweihten Jungfrauen in den germanischen Wäldern. Wohin sie kamen, wichen die Wotanspriester, die Kobolde und Nachtmahre zurück, die heiligen Haine mit den Opfersteinen und Tierschädeln verschwanden, aus Sumpf und Bruch wurde Ackerland und licht wurden die Urwälder (...)" (II).


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Nun wäre an dieser Stelle auch noch auf das Erscheinungsbild der Frau Holle einzugehen, welche die Sage ebenfalls für den Arnstädter Walpurgisberg verbürgt. Doch will ich mir die Schilderung ihres furchterregenden Jagdzuges für nächstes Jahr zur gleichen Zeit aufheben. Seid trotzdem nicht böse, denn ich möchte die vergangenen Feste heute kurz Revue passieren lassen, des kleinen Jubiläums wegen.

Geboren wurde der Gedanke, Walpurgisfeste zu feiern, während der Ausgrabungen auf dem Walpurgiskloster. Im März 1992, als erste Teile der ausgegrabenen Fläche Gestalt annahmen, meinten die vier Ausgräber (Andreas Mayer, Reinhard Pahl, Günther Schmidt und Peter Unger), daß man an diesem geschichtsträchtigen Ort Feste feiern könnte, Walpurgisfeste.

Das erste, Probe halber, fand am 1. Mai 1992 im internen "Zirkel" des "Thüringer Geschichtsverein Arnstadt e. V.", welcher der Träger der Ausgrabungen auf dem Walpurgiskloster war, statt. Am 9. Mai weihte die Stadtverwaltung Arnstadt den Rundwanderweg Walpurgisholz ein und wir nutzten dies zur Veranstaltung des 1. Walpurgisfestes (des offiziellen) mit etwa 60 interessierten Teilnehmern. Nun ja, dachten wir, sehen wir zu, was daraus vielleicht einmal werden kann.
1993, am 1. Mai, bei herrlichem Frühlingswetter hatte sich die Schar der Interessenten sicher vervierfacht- gezählt haben wir sie eh nie. Grab 10, wahrscheinlich ein "Gründergrab", also eine Bestattung der oder desjenigen, der die Gründung des Klosters maßgeblich förderte, sorgte damals für Aufmerksamkeit. Auch in den Jahren bis 1995 standen Ausgrabungsergebnisse innerhalb des Walpurgisklosters im Mittelpunkt der Veranstaltungen.


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Ein Höhepunkt war zweifelsohne die mit interessanten technischen Hilfsmitteln vorgesehene, letztlich aber doch manuell durchgeführte Ausgrabung der Brunnenröhre innerhalb der Zisterne in der letzten Aprilwoche 1995.
Am 1. Mai 1996 erinnerten wir an die erste urkundliche Erwähnung des Walpurgisklosters 1196, gaben bei der Post einen Sonderstempel heraus und ließen eine Erinnerungs- Medaille prägen.


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Mittlerweile stieg die Zahl der Besucher auf konstant etwa drei- bis vierhundert. Sie alle mochten den Gang durch das frische Maiengrün, um sich inmitten des Waldes an historischer, erbaulicher Stätte bei Speiß und Trank und zünftiger Musik zu laben. Einheimische Musiker, wie der Arnstädter Posaunenchor, die Thüringischen Spielleut´, die Arnstädter Jazz- Kompanie, Uli Faßhauer oder die Dörrberger Musikanten spielten auf vor dieser einmaligen historischen Kulisse mit hervorragender Akustik. Umrahmt vom Singen der Waldvögel. Wenn da nicht Frühlingslust entstand...?

Auch in den Folgejahren bis 2000 erwachte der anheimelnde, klösterliche Ort mindestens einmal, am 1. Mai, dem Tag der Heiligsprechung der Walpurgis, aus seiner beschaulichen Stille. Kleine Ausstellungen, "feldmäßig" organisiert und gestaltet vom "Thüringer Geschichtsverein Arnstadt e. V.", informierten über "Walpurgisberg und Walpurgiskloster mit Umgebung im Spiegel alter und neuer Pläne, Zeichnungen sowie Abbildungen" (1997), "Mittelalterliche Grabfunde im Klostergelände" (1998) sowie über die (vor 191 Jahren begründete) einstige "Eremitage" (also die 1808 entstandene "Einsiedelei") in Anlehnung an das darüber gelegene, frühere Walpurgiskloster (1999).
Zum 9. Walpurgisfest am 1. Mai 2000 referierte der namhafte "Walpurgis"- Forscher, Herr Dr. Ernst Reiter aus Eichstätt in Franken (hier liegt die Hl. Walpurgis begraben), u. a. über eine "Thüringische Walpurgiswallfahrt", wobei es "(...) um die Reise zweier Thüringer nach Monheim um 895" ging. Dr. Reiter erläuterte Walpurgas Leben und ging auf die frühe Ausbreitung ihres Kultes ein.


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Am 1. Mai 2001 jährt sich das "Walpurgisfest" zum 10. Mal. Ich erinnere mich an eine mitternächtliche Zusammenkunft nach dem erfolgreichen Abschluß des 2. Walpurgisfestes 1993. Die Nacht war lau, und ich sagte zu meinem mir gegenüber sitzenden Freund, das jetzt ja eigentlich alles erreicht sei. Das Werk wäre vollbracht sozusagen.... Und Unger könnte sich jetzt anderem zuwenden oder ganz aufhören mit dem Wapuklo... Da waren wohl Promille im Spiel und das Wortgeplänkel abstrus und ich höre auf mit der Erinnerung an damalige Blödeleien.
Tuckerland- Freunde, "genießt" also neun beschriebene Walpurgisfeste in der TLZ. Und vielleicht kommt ja der eine oder andere tatsächlich am 1. Mai 2001 zum 10. Walpurgisfest ins thüringische Arnstadt. Auf das Wapuklo- ihr wißt schon!

Peter Unger (Archivar)
Kontakt:  Peter Unger
WEB: www.wapuklo.de
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(I) Senger, B.: Walburga. In: Heilige des Regionalkalenders. Bd. 1. Leipzig 1983, S. 12 f.
(II) Ebenda.
Quelle der Bilder 1 - 7, 9:
http://www.zpr.uni-koeln.de/~nix/hexen/
Bild 1: Die vier Hexen. Kupferstich von Albrecht Dürer 1497.
Bild 2: Hexe verzaubert zwei Männer. Buchillustration zu Werken Ciceros, Augsburg 1531.
Bild 3: Mutter steckt Kinder in den Kochtopf. Das Kindsmörderinnen-Motiv mit Verbindungen zur Hexenjagd, Ölgemälde.
Bild 4: Der Teufel holt eine Hexe auf der Richtstätte. Flugblatt von 1517.
Bild 5: Brauhexen. Filippino Lippi um 1457.
Bild 6: Alte Hexe. Nikolaus Manuel Deutsch, Ende 16. Jh.
Bild 7: Hexe bei der Arbeit. Buchillustration Apuleius: Der goldene Esel. Stich von Thomassin nach Demaretz 1736.
Bild 8: Sonderstempel zum Klosterjubiläum
Bild 9: Sonderprägung "800 Jahre Walpurgiskloster Arnstadt 1996"
Bild 10: Paldauf, Katharina, (1625-1675). Prozeßopfer in den Feldbacher Malefizprozessen, vermutlich September 1675 hingerichtet.
Bild 11: Frakar: Ja, wo fand ich eigentlich dieses Bild?! Quelle unklar... - Drogana ich liebe DICH! ;)

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 46 der
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