Der Bärenhügel
Eben erfuhr ich, daß der "Bärenhügel" nichts mit Bären zutun hatte. Sein Name sollte zurückgehen auf die einst hier gewachsenen Himbeeren(bären).
nd dieser Samstagnachmittag versprühte seinen Liebreiz heute ausschließlich mit Nieselregen und ein kühler, unangenehmer Nordwind pfiff. Na ja. So waren es dann auch nur die 'wetterharten' Naturen, diese 'besondere' Spezies der ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger des Weimarer Archäologischen Landesamtes, die sich auf den Weg gemacht hatten durch die Frühlings frisch bestellten Äcker am "Kleinen Ettersberg" bei Wohlsborn nahe Weimar. Zum "Bärenhügel", zu diesem mittlerweile von hochgewachsenen Linden umstandenen bronzezeitlichen Hügelgrab, das mich nachhaltig beeindruckte. Sogar Deutsche Klassik 'umwehte' das 'Objekt'. Im Auftrag Goethes hatte sein Schwager Christian August Vulpius hier ausgegraben und damit eine neue Sicht auf die 'vaterländischen' Altertümer während der Zeit der 'Romantik' angeregt.

Doch was hatte dieser "Bärenhügel" nun mit mir zutun? Nur soviel: Ich hatte ihn heute zum ersten Mal 'richtig' gesehen! Und erinnerte mich. An eine Veröffentlichung des "Museum für Ur- und Frühgeschichte" in Weimar. Es gab 1970 erstmals eine Schrift heraus mit dem Titel "Burgen, Gräber, Alte Kreuze". Auf dem Titelfoto war auch der "Bärenhügel" zu sehen. Es fiel mir gerade ein. Beeindruckt hatte er mich schon als Kind, 11 Jahre alt damals, als ich mir bei einem ersten Besuch im Ur- und Frühgeschichtsmuseum in Weimar, es war ein Wandertag am Ende des 5. Schuljahres, die Schrift kaufte. Als einziger.
Allerdings gab es noch mehrere Mitschüler, auf welche dieser Museumsbesuch ebenfalls gewirkt hatte. Und als unser damaliger Klassenlehrer Josef Czerny, der es wunderbar verstand, 'seine' Schüler für die Geschichte der heimatlichen Gegend zu interessieren, uns beauftragte, durch einen 'Forschungsauftrag' herauszufinden, wo sich denn der bekannte Arnstädter "Riesenlöffel" seit 1972 befand, da waren es vier Schüler, die schon beim Museumsbesuch in Weimar 'Feuer und Flamme' gewesen waren und sich interessierten.
Nun 'forschten' sie und erhielten allerdings nur sehr sparsame Antworten von den damals Verantwortlichen, die wußten, daß sowjetische Panzer das wohl bekannteste Arnstädter Bodendenkmal, den "Riesenlöffel"(1.), umgefahren und dabei in drei Teile zerbrochen hatten, die nunmehr im Garten des Arnstädter Schloßmuseums lagen.

Jetzt vergaß ich wohl mittendrin, was ich eigentlich sagen wollte. Der "Riesenlöffel" war es schon, den wir 1972 suchten. Doch wollten wir, damit im Zusammenhang, auch das zu jener Zeit als nicht auffindbar geltende Steinkreuz an der alten Haarhäuser Straße 'wieder entdecken'.
Die Klasse 6a der Käthe- Kollwitz- Oberschule in der Arnstädter Lindenallee verfaßte deshalb einen Brief an das damalige "Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens" in Weimar und erhielt mit Schreiben vom 18. Mai 1972 die Mitteilung, daß das Steinkreuz durch einen Bearbeiter im Gelände 'vor wenigen Wochen' vergeblich gesucht wurde.
Diese Mitteilung entfachte unser Mühen und wir waren stolz darauf, ein Steinkreuz 'wieder entdeckt' zu haben, das Fachleute nicht auffinden konnten. Ich meine heute, daß der damals verantwortliche Abteilungsleiter in Weimar uns einfach für die bodendenkmalpflegerische Arbeit im Arnstädter Bereich gewinnen wollte. Was ihm gelang. Zwei Jugendliche aus Arnstadt bekamen vor nunmehr 25 Jahren, im August 1976, die amtliche Bestätigung, als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger hier tätig sein zu dürfen.
Mich hatte die Erinnerung überwältigt, eben, und der "Bärenhügel" wäre mir fast 'abhanden' gekommen.

Jetzt stand ich hier, beeindruckt vom grünenden Acker und überhaupt... Da lag mitten auf dem Feld ein Grabhügel, der herausragt einfach, und in dem vor Jahrtausenden Menschen beigesetzt wurden... Ich sah den "Bärenhügel" zum ersten Mal... Der überaus kundig referierende Gebietsreferent beeindruckte mich nachhaltig. Geballtes Wissen pur so herüber zu bringen! Da sprach ein engagierter Vorgeschichts- Wissenschaftler voller Leidenschaft und Hingabe.

Als wir gingen, mußte ich immer wieder an "Burgen, Gräber, Alte Kreuze" denken. Es erschien im Jahre 1970. Da sah ich diesen eindrucksvollen Grabhügel nahe Wohlsborn bei Weimar erstmals auf einem Foto.

Ich schüttelte den Kopf, als mir bewußt wurde, daß viele Jahre meines Lebens vergehen mußten, ehe ich den "Bärenhügel" erstmals betrat. Es war Frühling. Der Acker wurde gerade grün, der Wind pfiff heftig aus dem Norden und Nieselregen hatte dafür gesorgt, daß unsere 'Latschen‘ im Schlamm versanken. Der Eindruck war für mich gewaltig gewesen...

Peter Unger (Archivar)
Kontakt:  Peter Unger
WEB: www.wapuklo.de
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(1.) Anmerkung. d. Red.: Siehe auch Beitrag "Der Arnstädter Riesenlöffel" in der "TuckerLandZeitung" No. 34
Foto oben:
Der "Bärenhügel", ein Grabhügel auf dem kleinen Ettersberg (Wohlsborn, Kreis Weimar) aus "Burgen-Gräber-Alte Kreuze" (1974).
Fotos Mitte: Riesenlöffel 1966 (Foto M. Wahl); Steinkreuz Strasse Freudenthal/Wandersleben 1972 v.l.n.r. P. Unger, J. Czerny, A. Helbig.
Foto unten von (J. Hossfeld): P. Unger am Kreuz am Haarhäuser Weg 1975.

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 49 der
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