Alteburg (2/3) |
n der
letzten Nummer schilderte ich Euch, liebe Freunde
der TLZ, meine ganz persönlichen
(Glücks)Momente beim Auffinden
vorgeschichtlicher Fundstücke auf der Alteburg.
Das war sicher ganz erbaulich zu lesen, doch nun
"ist Schluß mit lustig"! Jetzt müßt
ihr Euch mit Jahreszahlen herumplagen, die
eingefleischten Prähistorikern heilig sind. Da
ich nur Bodendenkmalpfleger, also ehrenamtlicher
"Unterstützer" der Profis bin, will
ich es mit den Jahreszahlen nicht allzusehr
übertreiben. Aber um ein wenig wissenschaftliche
"Substanz" kommt ihr nicht herum! Die
muß sein, denn das Ganze ist schon irgendwie
spannend und gehört in einen historischen
Rahmen. Zumal, wenn man sich vor Augen führt,
daß Menschen dort oben, widrigen Gegebenheiten
zum Trotz, vor Jahrtausenden gelebt haben. In
eingetieften Grubenhäusern sicherlich, allen
Witterungsunbilden erbarmungslos ausgesetzt.
Trotzdem waren sie in der Lage, ihren
Verhältnissen entsprechend, Gerätschaften mit
einem hohen Gebrauchswert zu schaffen, was von
einem respektablen Entwicklungsstand ihrer
materiellen Kultur zeugt. Ihr seht ein paar
weitere Funde von der Alteburg, die Frank
aufgenommen hat. |
Alteburg - Blick über die frühere
Besiedlungsfläche
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Gehen wir also "in
medias res", mitten in die Sache (hinein),
wie der Lateiner, so hörte ich es einmal, zu
sagen pflegt. |
Lageplan (nach U. Lappe)
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Das
Alteburg- Plateau liegt auf einem
Muschelkalkmassiv, welches zwischen den Tälern
von Gera (östlich) und Wilder Weiße (westlich),
die in Arnstadt zusammenfließen, emporragt. Nach
Norden, Westen und Osten ist dieser, sich am
Südrand von Arnstadt erhebende Bergsporn durch
natürlich entstandene Steilhänge geschützt und
gehört mit etwa 25 ha Fläche zu den
bedeutendsten urgeschichtlichen
Befestigungsanlagen in Thüringen. Im Süden
riegeln ein heute noch ca. 350 m langer Hauptwall
(die sog. "Schwedenschanze"), ein etwa
50 m südwestlich diesem vorgelagerter, stark
abgetragener Außenwall und weiterer, ca. 150 m
vor dem Hauptwall gelegenener Wall den Sporn ab,
"(...) und schließen damit eine
Innenfläche von etwa 700 m X 400 m ein. Diese
Fläche weist einen auffallenden Fundreichtum
auf. Wasser fehlte allerdings auf dem Berg und
konnte nur aus dem Tal, entweder auf der Gera-
Seite vom sog. Offenborn (auch Riedquelle(1) genannt- d. Vf.)
oder auf der Weiße- Seite vom heutigen
Schönbrunn geholt werden."(2) |
Ob das
Alteburg- Plateau bereits zur Mittelsteinzeit
(Mesolithikum, 8000- 4500 v. u. Z.) mehr als nur
von Menschen begangen wurde, worauf zahlreiche
Feuersteinkleingeräte hinweisen könnten, ist
wohl erst nach Durchsicht des gesamten
Fundmaterials zu klären. Jedenfalls beginnt die
erste "(...) faßbare Besiedlung (...)"(3), wie Ulrich Lappe
schreibt, in der frühen Jungsteinzeit
(Neolithikum, 4900- 1700 v. u. Z.) "(...)
und setzt sich ohne Bruch fort bis in die
Hügelgräberbronzezeit (1600- 1200 v. u. Z.). |
Alteburg Bodenfunde - latenèzeitliche
Randscherbe,
neolithische Feuersteingeräte (v.l.n.r.)
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Alteburg Bodenfunde - latenèzeitliche
Bronzefibel
(Fragment; 3,5cm lang)
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Zur
bandkeramischen Besiedlung (4600- 3600 v. u. Z.)
zählen wenige Scherben und zahlreiche
Felsgesteinwerkzeuge. Vereinzelt finden sich auch
Gegenstände aus der Stichbandkeramik (3900- 3300
v. u. Z.). Von schnurkeramischen Siedlern zeugen
u.a. ein facettiertes Felssteinbeil und eine
lange Feuersteinklinge(4), wie sie in Grabinventaren
vertreten sind. Bemerkenswert ist der Fundzuwachs
"(...) bei den Pfeilspitzen mit Schaftzunge
und Widerhaken (Abb. 1; 6, 7- wie Anm. 4), die im
inneren Thüringer Becken selten, jedoch im
südwestmitteleuropäischen Neolithikum vorkommen
und für die Glockenbecherkultur (2200- 1700 v.
u. Z.) in Anspruch genommen werden."(5) |
Funde aus
der Hügelgräberbronzezeit, wie ein Fingerring
aus Bronze, eine bronzene Dolchklinge oder eine
Rollenkopfnadel deuten auf kulturelle
Verbindungen mit dem Süden und dem Südwesten
Deutschlands(6). Zwischen der Frühbronzezeit
(1800- 1500 v. u. Z.) und der Spätlatene´zeit
(500 v. u. Z.- Beginn unserer Zeitrechnung)
scheint die Alteburg nur wenig oder teilweise
besiedelt gewesen zu sein.
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Alteburg Bodenfunde -
Steinaxt
(Fragment; Neolithikum)
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Alteburg - Hauptwall
"Schwedenschanze"
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Eine
zweite große Besiedlung setzte kurz vor der
Spätlatene´zeit ein. Sie ist belegt durch
zahlreiche Bronzedrahtfibeln, die als bevorzugte
Trachtenbestandteile dienten. Bemerkenswert für
die Höhensiedlung Alteburg in jener Zeit
"(...) ist die Tätigkeit von
Bronzehandwerkern. Diese stellten offensichtlich
Fibeln (...) her, wie zahlreiche sehr ähnliche
Fertigprodukte und deren Halbfabrikate
belegen."(7) Die latene´zeitliche
Besiedlung der Alteburg endete wohl in den ersten
Jahrzehnten vor der Zeitenwende. Eine weitere
Besiedlungsphase in der Römischen Kaiserzeit (1.
4. Jh. u. Z.) ist auf Grund von Münz- und
Fibelfunden nicht auszuschließen(8).
Das
Interesse an der Besiedlungsgeschichte der
Alteburg reicht bis in das Jahr 1868 zurück. In
jenem Jahr begann man sich nachweisbar mit der
Erforschung der Anlage zu beschäftigen. Diese
Forschungsgeschichte hier darzustellen, würde
den TLZ- Rahmen sprengen, meine ich. Wer
weitergehendes Interesse haben sollte, kann sich
jederzeit an mich wenden.
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Peter Unger (Archivar)
Kontakt: Peter
Unger
WEB: www.wapuklo.de
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(1) Vgl. dazu: Scholze, R.: Der Offenborn. In:
Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung,
4. Heft. Arnstadt 1994, S. 50 ff.
(2) Lappe, U.: 120 Jahre Forschungen auf der
Alteburg bei Arnstadt. In: Ausgrabungen und
Funde, 33. Jg., 5. Heft. Berlin 1988, S. 221.
(3) Ebenda.
(4) Lappe, U.: a.a.O., S. 224, Abb. 1 (Nr. 19 u.
20).
(5) Lappe, U.: a.a.O., S. 223 u. S. 225.
(6) Behrend, R.: Die bronze- und
spätlatene´zeitliche Besiedlung der Alteburg
bei Arnstadt. In: Alt- Thüringen, Bd. X (1968/
1969). Weimar 1969, S. 97 ff.
(7) Grasselt, T.: D 10 Arnstadt (Alteburg). In:
Archäologie in der DDR, Bd. 2. Leipzig/ Jena/
Berlin 1989, S. 507.
(8) Lappe, U.: a.a.O., S. 226.
Fotos:
www.tuckerland.de |
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