Die Alteburg um 1715 (1/3)
Wie in der TLZ- Nr. 57 angekündigt, folgt nun eine Beschreibung der Alteburg. Ich hoffe, daß Euch das Lesen des vom Pfarrer und Polyhistor Johann Gottfried Gregorii (1685- 1770), der sich mit Pseudonym "Melissantes" nannte, vor 213 Jahren verfassten Textes keine allzu große Mühe bereitet.

"Die Altenburg/

st es denen Africanern nicht zu verärgern/ wenn sie den Berge Leye in der Gegend Lime deswegen rühmen/ weil um denselben Steine gefunden werden/ darauf die Natur allezeit was besonderes abgebildet/ entweder einen Menschen- Kopff/ Arm/ Hertz/ oder sonst etwas sonderliches/ so wird es mir desto weniger mißbilliget werden/ wenn ich um noch wichtiger Ursachen willen/ die Altenburg oder den Altenberg in Thüringen rühme. Dieser Berg hat seinen Nahmen ohne Zweifel von einer Burg oder Festung/ welche in uralten Zeiten auf demselben muß gestanden haben/ und hernach ruiniret worden seyn. Denn das Wort Burg/ (...), bedeutet insgemein eine Festung/ Wehr und Schloß. Weil nun solche Festung oder Burg sehr hoch gelegen/ so hat man selbe Hohe Burg oder Altenburg genennet/ wie etwa das gegenüber gelegene, nunmehro in seinen Ruin liegende alte Schloß Käfernburg, seinen Nahmen von den Käfern, welche sich etwa im Anfang des Baues (in) der Gegend häufig aufgehalten/ haben mag (mögen). Wolte jemand über meine Muthmassung etwas gewisses beybringen/ dem werde (ich) die Ehre nicht mißgönnen.

Es lieget dieser Berg der berühmten und wohlgebaueten Fürstl. Schwarzburgischen Residenz Arnstadt, gegen Mittag oder Süden/ unter dem 27. Grad. 51. Minut. longitud und 50. Grad. 53. Minut. latitud. und wird auf 600 Schritte hoch geschätzet/ gegen Morgen/ Abend und Mitternacht/ mit lustigen Gärten und guten Weinbergen umgeben. Auf demselben ist gegen Morgen ein kleiner Wald von Tannen und anderen Bäumen/ welcher schön ins Prospect fällt.

Auch findet ein Botanicus auf an und um denselben her viel nützliche Kräuter und Gewächse. Wenn die Wolcken geschwinde über selben herlauffen/ vermuthen die Anwohner Regen- Wetter. Eine ziemliche Ebene auf demselben wird mit besonderen Nutzen zum Ackerbau gebrauchet/ ohngeachtet fast unmöglich selbigen mit einiger Besserung zu helffen. Von seiner obersten Spitze kan man gerade über Arnstadt hin auf 8. Teutsche Meilen in Thüringen hinein sehen/ doch wird der Prospect durch den bey Erffurt liegenden Steiger/ und den Wald so auf dem Steiger ist/ einigermassen gehindert. Das Aussehen auf diesem Gebürge ist ungemein und so vortrefflich/ als an (k)einem (anderen) Orte in Thüringen."

Betrachtet dies als ersten Teil einer "Leseübung", liebe Freunde der TLZ. Denn mir fällt auf, daß die Ausführungen von "Melissantes" für eine zusammenhängende Veröffentlichung vielleicht doch zu umfangreich sind. Um beim Lesen des aus heutiger Sicht eher gewöhnungsbedürftigen Textes bei Ihr oder bei Ihm Ermüdungserscheinungen vorzubeugen, breche ich hier ab, in der Hoffnung, Euch auf zwei weitere Teile des Originaltextes von 1715 gespannt gemacht zu haben.

Peter Unger
(Archivar)

Kontakt:  Peter Unger
WEB: www.wapuklo.de

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 58 der
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