Die Alteburg um 1715 (2/3)
achfolgend liefere ich Teil 2 als Fortsetzung der Beschreibung der Alteburg durch "Melissantes". Teil 1 ist in der TLZ 58 nachzulesen.

"Denn gegen Mitternacht(I) kömmt einem das plaisirliche Arnstadt mit schönen Weinbergen und lustigen Gärten samt der ganzen Aue und ebenem Felde ins Gesichte/ welches nirgends als bey Erffurt in seinem Betrachten etwas gehemmet wird. Gegen Morgen(II) erscheinet der Wald gezierte Walper- Berg(III), zwischen welchem und diesem Berge (der Alteburg) der Forellen- reiche Geren- Fluß (die Gera) hinrauschet/ und bey Arnstadt eine Mühle von 18 (Mahl)Gängen(IV)/ dergleichen man wenig findet/ samt dem ansehnlichen Kupffer- Hammer unter dem Fürstlichen Residenz- Schloß Neideck (heute Hammerecke), treibet.

Etwas wenig weiter betrachtet man auf der Ost- Seite das über aus schöne Lust- Haus der Durchlauchtigsten Herzogin Augusten Dorotheen von Braunschweig- Wolfenbüttel/ vermähltin Fürstin von Schwarzburg- Arnstadt/ die Augusten- Burg nach ihrem ersten Nahmen genennet. Dieses ist an dem Fuß der alten Käfernburg vor einem kleinen Walde Anno 1699. Angeleget/ und nach der Zeit vortrefflich meubliret worden. Der Gemächer sind sehr viel/ unter welchen jedoch der große Saal/ das Audienz- Gemach und Französische Zimmer insonderheit zusehen.


(Abb. Augustenburg)

Gegen Abend(V) praesentiren sich/ wie gegen Morgen/ lustig Berge und Thäler/ insonderheit aber in der Ferne die drei Gleichen. Auf der ersten stehet die sogenannte Wachsenburg, dem Herzog zu Sachsen- Gotha nebst dem Amte zugehörig/ welches man unter diesen dreyen vor das festeste gehalten. Auf dem anderen stehet das Chur- Mäynzische Schloß Mühlberg, welches das älteste seyn soll. Es wollen einige sagen/ als habe dieses Schloß vormals Greifenstein geheissen. Das dritte Schloß gehöret denen Herren Grafen von Hatzfeld/ wird Gleichen genannt/ und soll ehe mals das schönste gewesen seyn.

Von Mittag(VI) erscheinen die sehr hohen Gebürge des Thüringer Waldes/ welche selten ohne Wolken seyn. Es contribuiret(VII) dieser Berg nicht wenig dazu/ daß Arnstadt mit einer gesunden Lufft und vortrefflichen Spring- Brunnen gesegnet ist: Denn er hält von Mittag die faulen und schädlichen Mittags Winde auf/ und verursachet/ daß die Nord- Winde durch die Stadt wiederum zurückweichen/ damit selbige die Stadt von den gifftigen Mittags- Dünsten reinigen können. Daher denn auch in 700. Jahren die schädliche Pest über 6. mal nicht grassiret."

Mit diesen klimageschichtlich interssanten Schilderungen endet Teil 2. Ich hoffe, daß Euch das lesen auch diesmal Freude macht. Und würde Euch gern zum 11. Walpurgisfest am 1. Mai ab 14 Uhr auf dem Walpurgiskloster begrüßen. Da gibt es eine neue Arnstadt- Chronik (704 bis 1990) zu kaufen. Bei hoffentlich schönem Wetter. Bis dahin vielleicht.

Peter Unger
(Archivar)

Kontakt:  Peter Unger
WEB: www.wapuklo.de
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(I) Gemeint ist die Himmelsrichtung Nord.
(II) Gemeint ist die Himmelsrichtung Ost.
(III) Walpurgisberg. Bis 1309 bzw. 1533 Standort des Walpurgisklosters (Wapuklo).
(IV) Gemeint ist die zwischen 1571- 73 erbaute Günthersmühle vor dem Riedtor.
(V) Gemeint ist die Himmelsrichtung West.
(VI) Gemeint ist die Himmelsrichtung Süd.
(VII) Im Sinne von beisteuern. Der Berg steuert nicht wenig dazu bei...


Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 59 der
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