Altbergbau
bei Arnstadt (1) Wie angekündigt, folgt in den nächsten Ausgaben der TLZ eine Artikelserie, die sich mit Altbergbau am Walpurgisberg bei Arnstadt beschäftigt. Viel Spaß beim Lesen. n einem Herbstabend des Jahres 1773 saß im Gasthof "Zum Güldenen Greif" am Arnstädter Markt gedankenverloren ein Mann namens Günsche. Er war herrschaftlicher Ziegelhüttenpächter. Im Geiste stand er gerade auf dem Walpurgisberg, auf dem sich das alte Jungfrauenkloster vor Jahrhunderten befand, "vor sich die lachende Aue, unter sich zerklüftetes Gestein. Seine Phantasie (sah) mächtige Flötze wie Adern dem Berg eingefügt, und wenn man die schwärzlichen Brocken (...) auf dem Probirstein rieb, hinterließen sie einen weißen Glanz. Ja gewiß, (...) der ganze Berg kann von Goldletten, (...) Silber- und Kupfererzen durchwachsen sein!"(I). Warum sonst hätten die Alten einen Schacht gebaut, der oberhalb des Hopfengrundes zu Tage ging? Mit Schauern erinnerte sich Günsche daran, den Schacht selbst, wenn auch widerwillig, im Auftrag des Kastenverwalters Völker zugefüllt zu haben. "Das war oben im Hopfengrunde, wo der Weg nach Mittag (Süden) biegt, da lag der geheimnisvolle Schlund. Eine Steinplatte und dürres Laub bedeckten seine Oeffnung. Aber eines Tages hatte sich die Platte verschoben, das Bergloch war sichtbar geworden und mußte zugefüllt werden." Ehe er dies tat, hatte er den Deckel ganz beiseite geschoben. Er brannte eine Kerze und stieg auf sieben gut erhaltenen Stufen hinab; dann hörten die Stufen auf und jäher Abgrund gähnte! Die mit dem Senkblei sondierte Tiefe fand auf 10 Lachter (ca. 21 m) Grund. Warum bauten die Alten diesen Kanal? Wohl weil von diesem senkrechten aus seitliche Stollen durch den Berg gingen, "in denen das kostbare Silber versteckt lag!" |
Hatte man den Schacht wegen Wasser
aufgegeben? Günsche warf einen Stein in die Tiefe. Dumpf
dröhnend fiel er auf, wie Wasser klang es nicht. Auch das
Schnurende des Senkbleis war trocken. Also kamen Kriegsgefahr
oder mangelnde Abbauwürdigkeit in Frage. "Zögernd warf er
die erste Schaufel Erde hinab- sie fiel dumpf auf, und drinnen
hallte es wie unwillig wieder. Er sah noch einmal hinab- ihm war
es, als blickte aus der Tiefe ein Auge, ein kleines funkelndes
Auge! (...) Ja, wahrhaftig! Dort saß ein kleiner Kobold und
hämmerte mit Hast ein Goldstück! War es so oder war es nur Trug
der Sinne? Er strich sich mit dem Rücken der Hand die nassen
Haare von der Stirn, und wieder warf er eine Schaufel Erde hinab.
Er hörte den Kobold leise kichern (...). Es war spät am Abend
geworden, ehe er mit dem Füllen des Schachtes fertig war, und
als er durch den Hopfengrund den Heimweg suchte, hauste die
Dämmerung bereits darin (...). Günsche hatte den Gedanken nicht loswerden können, daß der Schacht nicht umsonst so tief eingesenkt gewesen sei. Nach seiner Ansicht konnte es nicht anders sein, als das edle Geschicke hier in der Erde vergraben liegen." |
Peter Unger (Archivar)
Kontakt: Peter
Unger
WEB: www.wapuklo.de
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(I) Quellenangabe beim Verfasser. Alle Zitate sind dieser Quelle
entnommen.
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Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 61 der
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