Ein römisch-deutscher König namens Günther im Arnstädter Gärtnerhaus
m ältesten Gärtnerhaus Thüringens im Arnstädter Schloßgarten(I) finden die Besucher seit dem 5. Februar 2003 eine weitere Sehenswürdigkeit zur schwarzburgischen Geschichte. Es handelt sich um die fast maßstäbliche Kopie eines Gemäldes, das Grabmal Graf Günther XXI. von Schwarzburg-Blankenburg (1304-1349) im Dom zu Frankfurt/ Main darstellend. Das 99, 5 mal 69 cm große, um 1716 entstandene Original (Öl auf Leinwand) befindet sich im Schloßmuseum Sondershausen(II).

Günther XXI. war der dritte Sohn des Grafen Heinrich VII. von Schwarzburg-Blankenburg und verlebte seine Kindheit auf der Burg Greifenstein oberhalb von (Bad) Blankenburg, teilweise wahrscheinlich auch auf der Burg (heute Neideck) in Arnstadt.
Sein Vater war mütterlicherseits mit dem Thüringer Landgrafen verwandt; die Mutter, Christine von Gleichen, war der Herkunft nach Dänin. Seine Stiefmutter Utha, gestorben am 1. April 1346, liegt in der Arnstädter Oberkirche begraben, wo ihr Grabstein noch zu sehen ist
(III).

Günthers Erziehung und Ausbildung war auf die Fortsetzung der Hausmachtpolitik seines Vaters ausgerichtet. Dabei wirkte sich die Anlehnung an die große Dynastie der Wittelsbacher in Bayern sehr positiv aus. Die Beziehung zwischen Graf Günther und König Ludwig (dem Bayern) war auf diese Verbindung zurückzuführen. Günther erhielt vonseiten des Vaters "eine harte ritterliche Ausbildung, in der vor allem die körperliche Ertüchtigung und die Entwicklung militärischer Fähigkeiten im Mittelpunkt standen, was ihn später zu einem der besten Turnierritter seiner Zeit machte."(IV) Zur geistigen Bildung des Zöglings ließ Günthers Vater einen Hauslehrer anstellen. Zwischen ihm, dem Augustiner Heinrich von Frimar, der einer "der gelehrtesten Männer der Zeit"(V) war, und dem Grafen bestanden später freundschaftliche Verbindungen.

Der politischen Beziehung der Schwarzburger zu den Wittelsbachern verdankte Günther seine Zugehörigkeit "zum engsten Vertrautenkreis des Kaisers. Gunsterweisungen durch die Krone wie seine Ernennung zum kaiserlichen Rat und Befehlshaber der Mark Brandenburg sowie die Ausdehnung des schwarzburgischen Herrschafsbereiches auf Nordthüringen (Frankenhausen und Rathsfeld 1340 bzw. 1341) unter Protektion der Wittelsbacher waren neben anderen Privilegien der Lohn dieser Dienste."(VI) Im August des Jahres 1323 hatte sich König Ludwig (der Bayer) mehrere Wochen auf der Burg (heute Neideck) in Arnstadt aufgehalten und hier mehrere Urkunden ausgestellt(VII).

Die einflußreiche Stellung am kaiserlichen Hof und der territoriale Zugewinn führten zu Spannungen zwischen den Schwarzburgern und dem wettinischen Landgrafen von Thüringen, die im Thüringer Grafenkrieg 1342 bis1345 gipfelten, während dessen Arnstadt zweimal von den mit dem Landgrafen verbündeten Erfurtern belagert wurde, allerdings ohne Erfolg. Die wehrhaften Mauern der Stadt hielten dem Ansturm stand.

In Kaiser Ludwigs letzten Lebensjahren verschärften sich die Gegensätze zwischen ihm und dem Papst dermaßen, daß letzterer den Bann gegen ihn verhängte und 1346 ein Gegenkönigtum initiierte. Nach dem Tod Kaiser Ludwigs 1347 mußten die Wittelsbacher einen eigenen Nachfolger zu Gegenkönig Karl IV. aufstellen. Nachdem zwei Kandidaten abgelehnt hatten, fiel die Wahl schließlich "auf Günther von Schwarzburg, der sich seit Jahren um das Haus Wittelsbach verdient gemacht hatte. Am 30. Januar 1349 trat der Schwarzburger mit den Kurstimmen von Mainz, Brandenburg, Sachsen- Lauenburg und der Pfalz sein Gegenkönigtum an. Am 6. Februar hielt er feierlichen Einzug in die Krönungsstadt Frankfurt a. M.(VIII)"

In Karl IV. hatte Günther einen übermächtigen Gegner. Dieser Umstand und das Versagen der Unterstützung durch einstige Verbündete führte schließlich zur Niederlage und zu einem Friedensvertrag mit Karl IV. am 22. Mai 1349. Hinzu kam eine plötzliche schwere Krankheit des Grafen. Wahrscheinlich handelte es sich um die Pest, die in jener Zeit auch in Frankfurt a. M. grassierte.

"Am 27. Mai wurde der todkranke Schwarzburger auf Anweisung Karls IV. mit königlichen Ehren auf einer Bahre nach Frankfurt getragen. Am 18. Juni (1349) erlöste ihn der Tod von seinen Leiden."(IX) Die prunkvolle Beisetzung Graf Günthers erfolgte im Beisein der Großen des Reiches in der Frankfurter Bartholomäuskirche, wo ein 1352 aus rotem Sandstein errichtetes, später allerdings umgesetztes Grabdenkmal noch heute zu sehen ist.

Die Anfertigung der Gemäldekopie für die Ausstellung im Gärtnerhaus geht auf die Initiative des Vorstandsmitgliedes im Verein Schloßruine Neideck zu Arnstadt e. V., Joachim Hartmann, zurück. Den Rahmen fertigte die Fa. Fensterbau Tatzel in Arnstadt, die einen Teil des Rechnungsbetrages spendete, wofür an dieser Stelle herzlich gedankt wird.


Peter Unger
(Archivar)

Kontakt:  Peter Unger
WEB: www.wapuklo.de
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(I) Gezeigt wird neben Ausstellungen zur Geschichte der Grafen und Fürsten von Kevernburg- Schwarzburg und zur Geschichte und Baugeschichte von Schloß Neideck ein Stadtmodell "Arnstadt um 1740". Vgl. dazu
www.stadtmodell-arnstadt.de. Öffnungszeiten: Mo.-Do. 10-15.30 Uhr, Frei.: 10- 12 Uhr, Sa., So. und Fei.: 14- 16 Uhr.
(II) Ohl, M.: Das Haus Schwarzburg- Sondershausen. Herkunft und Werdegang eines alten thüringischen Adelsgeschlechts. Sondershausen (o. J.), S. 122.
(III) Lappe, U.: Die Grabplatten und Epitaphe in der Oberkirche. In: Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung. 7. Heft. Arnstadt 1997, S.58.
(IV) Ohl, M.: Günther XXI. Biographie. (Schloßmuseum) Sondershausen 1997.
(V) Ebenda.
(VI) Ebenda.
(VII) Burkhardt, C.A.H.: Urkundenbuch der Stadt Arnstadt. Jena 1883, S. 53 ff.
(VIII) Ebenda.
(IX) Ebenda.
Fotos: www.tuckerland.de

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 69 der
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