Zur Geschichte der Jacobskirche in Arnstadt (2/2)
eber 25 Jahre lang blieb die Jacobskirche dann ungenutzt. "Nach dem Jitziger Zeit des Bierbrawens halben An einem/ Brauhauß grosser mangel furgefallen (...)" 10 erhielt die Stadt Arnstadt im Jahre 1559 vom Grafen Günther XLI. von Schwarzburg aus den, infolge der Reformation verweltlichten Besitztümern das Kirchenschiff der Jacobskirche und richtete hier ein Brauhaus (!) ein. An den Bescheid allerdings war von Seiten des Grafen die Bedingung geknüpft, "das die dachunge des Thorms/ sampt dem thorme vnd die Spitzen, In pesserunge dachen/ vnd fachen, vom Rad erhalten sol werden. Solchs ist auch/ von Rads wegen also gewilliget. Donerstags nach viti 11 A(nn)o (15)59."12


Der Jakobsturm heute.

Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der beim großen Stadtbrand am 7. August 1581 größtenteils zerstörten Bonifatiuskirche am Markt (Neue Kirche, seit 1935 Bachkirche) zwischen 1676 und 1683 wurde die ca. 35 m lange und 18 m breite 13 Jacobskirche abgebrochen und ihre Steine für diesen Neubau verwandt. Den Grund und Boden, auf welchem sie stand, verkaufte man 1694 14. Hier befand sich später die Maempelsche Posthalterei. Bei Ebnungsarbeiten fand man den Grundstein, "auf welchem in der Mitte ein mit Glas und Schiefer bedecktes Loch war (...)" 15.

Wann man die drei Glocken vomTurm herabnahm, ist ungewiß. Jedenfalls scheint die kleinste, Anna, in das Schloß Neideck gekommen zu sein, wo sie zur Kirche läutete und 1701 zersprang. Sie wurde umgegossen, wog 2 ½ Zentner und war nach dem Tod von Anton Günther II. 1716 nur noch wenig in Gebrauch. Da man die Neideck ab 1763 abzubrechen begann, kam die Glocke 1767 in das neuerbaute Waisenhaus am Arnstädter Plan. Nach dessen Umgestaltung zur Irrenanstalt wurde die Glocke Anna am 20. April 1822 verkauft 16.
Nun zurück zum Jacobsturm, an welchem sich 1659 erste Reparaturen notwendig machten. Eine Einschätzung vom Februar 1695 besagte, daß "der Thurm am Gemäurich sehr gut und unwandelbahr (im Sinne von makellos), im Tache (Dach) auch noch hinlänglich" erhalten war 17.


Kragsteine dienen als Balkenauflage.

81 Jahre später, 1776, gingen dann die Sturmwinde so stark, "daß dieser spitzige St. Jacobs Thurm sich zu beugen schiene, dahero wurde für gut befunden, von der Spitze des Thurmes so viel abzunehmen, als faul Holz zu spüren, dieses betrug auf 10 Schuh (etwa 3 Meter) daß nachhero dieser Thurm ist kürzer worden (...)" 18. Am 11. August 1777 um 14 Uhr setzte der Schieferdecker Johann Ernst Neumeister nach der erfolgten Reparatur den Turmknopf wieder auf. Statt der Wetterfahne hatte man lediglich "eine Spitze, die einen Stern vorstellete" 19, angebracht.


Blick durch den Turmschaft nach oben zum Gebälk des Turmhelmes.



Unten: Blick aus dem Jakobsturm über den Riedplatz,
zum Rathaus und zur Backirche.


Der Jakobsturm vom Riedplatz aus gesehen.

Eine nächste größere Dachinstandsetzung machte sich von August bis Oktober 1830 nötig. Danach führte man wohl nur noch die nötigsten Reparaturen durch, denn bekanntlich waren die Schäden in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts dann beträchtlich. Wollte man den, für die Stadtsilhouette von Arnstadt so wichtigen Turmhelm erhalten, war eine grundhafte Sanierung nicht zu umgehen. Dazu wurde er am 9. Oktober 1990 von einem Gittermastkran herabgehoben und am Fuße des Turmes restauriert. Am 30. Mai 1992 plazierte ihn der Kran während eines "Knopffestes", ganz im feierlichen Rahmen, wieder in luftiger Höhe. Seit 6. September 1996 erklingt vom Jacobsturm ein Glockenspiel, das täglich fünfmal zu vernehmen ist. So bleibt ein bedeutendes Bau- und Kulturdenkmal von Arnstadt kommenden Generationen erhalten.

Peter Unger
(Archivar)

Kontakt:  Peter Unger
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10 Kreisarchiv Arnstadt, Bestand Stadt Arnstadt, Sig. 032-01, "Das Rothe Buch", Bl. 271 Rückseite.
11 22. Juni.
12 Wie Anm. 10.
13 Meiland, E.: Vom Markt zum Ried. In: Kulturspiegel, Sept. 1959, S. 9.
14 Hatham, A.. H. A.: Armstadt (...) Ein Hand- und Addressbuch. Sondershausen o. J. (1842), S. 152.
15 Hatham, A.. H. A.: a. a. O., S. 153. Hier findet sich auch die Inschrift des Steines mit den Heiligennamen Lucas, Jacobus, Mateus, Marcus, Laurentius und Johannes.
16 Hatham, A. H. A., a. a. O., S. 152.
17 Kreisarchiv Arnstadt, Bestand Stadt Arnstadt, Sig. 391-04-1, "Jacobsturm".
18 Wiegand, F.: Arnstadt von 1763-1792. In: Alt-Arnstadt. H. 11, Arnstadt 1936, S. 45.
19 Ebenda.
Fotos: Frakar www.tuckerland.de; Dank an Herrn Peter Tischer (Stadtbauamt) für die freundliche Führung durch den Jakobsturm.

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 71 der
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