in für Thüringen und die Thüringer wichtiges Ereignis jährte sich Ende Januar zum 600. Mal- die bisher früheste urkundliche Nennung der Bratwurst, dieser wohlschmeckenden und unübertroffenen Gaumenspezialität. Sie findet sich in der ältesten, vollständig erhaltenen Propsteirechnung des Arnstädter Benediktiner-Jungfrauenklosters aus dem Jahre 1404. Darin heißt es auf Seite 27 u. a.: „I g vor darme zcu brotwurstin“. Die Ausgabe hierfür erfolgte am Sonntag Adorate, dem 20. Januar 1404. Es war der dritte Sonntag nach Epiphanias, also nach dem Dreikönigsfest. Im Ablauf des damaligen Kirchenjahres endete mit den Sonntagen nach Epiphanias der besinnlich-fröhliche Weihnachtskreis. Während des anschließenden Osterkreises, der ernsteren Fasten- oder Passionszeit vor Ostern, besann man sich sich auf das Leiden und Sterben Christi. Der schon im Mittelalter bekannte Aschermittwoch bildete wie heute den letzten Termin des Ausgelassenseins vor der Fastenzeit und lag drei Sonntage nach Adorate. Wer schon nach Adorate zu fasten begann, wie es im Arnstädter Jungfrauenkloster geschah, der achtete in sehr frommer Weise auf die Passionszeit und versuchte so, 70 statt 40 Tage asketisch zu leben. Am Sonntag Adorate ließen es sich die Klosterinsassen bei Bratwurst und Bier nochmals gut gehen, bevor sie sich dann mehrere Wochen lang, bis zu Ostern, gewisser Bußübungen und der Enthaltsamkeit unterzogen. Daß man die Bratwürste im Kloster nicht nur frisch aß, sondern auch räucherte und so für die Tage nach der Fastenzeit haltbar machte, steht außer Zweifel. Die Fleischmasse der frischen und der geräucherten Bratwurst war mit Sicherheit die gleiche. Heutigentags bezeichnet man in Thüringen nur die frischgestopften (oder gebrühten) Bratwürste als solche. Für die geräucherten hat sich die Bezeichnung „Knackwurst“ verbreitet. Im angrenzenden Vogtland hingegen sagt man zur „Knackwurst“ noch heute Bratwurst und die frischgestopften Bratwürste sind einfach „Roster“.
Wie die „älteste Bratwurstrechnung der Welt“, so titelte die „Thüringer Allgemeine“ am 18. Juli 2000 auf der Magazinseite, entdeckt wurde, kann der geneigte Leser in der TLZ- Nr. 38 vom Juli 2000 nachlesen.
Peter Unger / Winfried Bollmann
peter.unger@wapuklo.de
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Beitrag wurde übernommen aus der No. 80 der
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