Arnstadt, An der Sternwarte - eine kleine Plauderei 
Seit dem Beginn der Bauarbeiten im Westteil des Kübelbergplateaus hatte ich mich, als Anwohner, schon etwas gewundert über den sonderbaren Namen, den der Investor seinem neuen Wohngebiet verlieh: An der Sternwarte. Was für den Außenstehenden zunächst wohl klingen mochte, erschien mir eher merkwürdig: dass man neue Häuser nach einer unansehnlichen Ruine benannte, zu welcher man die kleine Volkssternwarte innerhalb der einstigen Station Junger Techniker und Naturforscher „Joliot Curie“ am Floraweg 2 hatte verkommen lassen. Warum der Investor dem Wohngebiet diesen Namen gab, ist mir nicht bekannt. Vielleicht hatte er vor längerer Zeit von hier aus auch einmal in den Himmel geguckt und sich dieses Erlebnisses erinnert? Entstanden jedenfalls war die Sternwarte 1972/73 auf Betreiben des langjährigen Leiters der genannten Station, Rudolf Günther, der 1914 in Arnstadt geboren wurde und 2002 in Gräfenroda starb. Er war gelernter Mechaniker und Lehrer, außerdem leidenschaftlicher Astronom, der zahlreiche astronomische und mathematisch-physikalische Präzisionsmessgeräte anhand historischer Vorlagen nachgebaut hatte. Darunter ein Höhenmessgerät für das Erzgebirgsmuseum Annaberg- Buchholz, mit dessen Vorgänger der berühmte Rechenmeister Adam Ries, der 1559 in Annaberg starb, gearbeitet haben soll. Gefreut hätte sich Rudolf Günther sicher, dass der Name für ein Wohngebiet noch heute an „seine“ Sternwarte erinnert. Im Grabe herumdrehen würde er sich wahrscheinlich, sähe er ihren ruinösen Zustand jetzt.

Arnstadt. An der Sternwarte 

Die Sterne warten nachts
über dem Kübelberg
auf diese Jugendaugen,
denen es spannend war,
sie zu besuchen.
In der Sternwarte,
himmelwärts. 

Wo der Kuppel und dem Sternenrohr,
lebendig noch vor Jahren,
durch den Absturz der Zeit,
nicht nur
diese Jugendaugen
abhanden kamen … 

Denn die Sternwarte
siechte dahin und starb
schließlich …
Warten die Sterne nun
nachts noch über dem
Kübelberg?
 

Wo neue Häuser sich
am Newton- und Kopernikusweg
zu verbünden scheinen
mit diesen Jugendaugen von einst,
und mit der Kuppel und dem Sternenrohr …
Und der Ruine jetzt,
An der Sternwarte. 

12. Juli 2005

Peter Unger
peter.unger@wapuklo.de

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(Für Unterstützung bei den Recherchen danke ich Andrea Kirchschlager/ Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt sowie Manfred Wahl/ Arnstadt.)

 

Der oben stehehende Beitrag wurde übernommen aus der No. 96 der
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